Lektion 4: PHYSIOTHERAPIE und KRANKENPFLEGE

Physiotherapeuten bedienen sich physischer Ansätze, um die Gesundheit der Menschen zu verbessern. Dies kann Folgendes einschließen:

• Sie bringen den Leuten Übungen bei, damit sich kaum mehr funktionstüchtige Gelenke und Muskeln wieder bewegen, oder um Schmerzen zu lindern.
• Sie erteilen Turn- und Fitnessunterricht.
• Sie bringen Leuten bei, mithilfe eines Stocks, eines Gehwagens oder mithilfe von Krücken zu gehen.
• Sie wenden Gelenktechniken an und geben Massagen.
• Sie verwenden elektrotherapeutische Geräte wie Ultraschall und behandeln damit Menschen mit Verletzungen.
• Sie helfen den Leuten dabei, besser zu atmen und zu husten.
• Sie beraten die Menschen in Bezug auf deren Energielevel und deren Kondition.
• Sie beraten und besprechen die Patientenversorgung mit anderen Gesundheitsfachleuten.

Jene Physiotherapeuten, die in Krankenhäusern arbeiten, arbeiten entweder auf den Stationen, in der Physiotherapieabteilung oder in beiden Bereichen. Sie gehen von Station zu Station und sprechen mit den Krankenschwestern und dem medizinische Personal über neue Patientinnen und Patienten. Dann behandeln sie ihre Patienten, manchmal auf der Station und manchmal bei ihnen in der Physiotherapieabteilung. Andere Krankenhausphysiotherapeuten arbeiten in der Physiotherapieabteilung mit ambulanten Patientinnen und Patienten. Für gewöhnlich kommt jede halbe Stunde ein Patient zu ihnen. Diese Patienten haben viele verschiedene Probleme, wie etwa Rücken-, Nacken- oder Knieschmerzen, Knöchel- oder Handverletzungen, Brüche oder Arthritis. An einem typischen Tag behandeln sie Menschen aller Altersschichten - von Kindern bis zu älteren Menschen. Die Physiotherapie ist im wahrsten Sinn eine praxisnahe und körperliche Karriere. Die für diese lohnende Arbeit erforderlichen persönlichen Qualitäten sind Toleranz, Geduld, und Mitgefühl; man muss auch einen klaren Kopf behalten können, praktisch begabt sein und gute Kommunikationsfertigkeiten haben.

Neben Sportlerinnen und Sportlern, mit denen sie arbeiten, um deren Technik zu verbessern, um sie fit zu halten oder um ihnen zu helfen, nach einer Verletzung wieder fit zu werden, behandeln Physiotherapeuten aus einer Vielzahl anderer Gründe auch Leute, die nichts mit Sport zu tun haben. Mithilfe bestimmter Manipulations- und Dehnungstechniken sowie mit Übungen behandeln sie Rückenschmerzen und bringen den Leuten bei, ihre Haltung zu verbessern und ihre Muskeln zu stärken, um Rückenschmerzen künftig zu vermeiden. Nicht so bekannt ist, dass Physiotherapeuten Patienten auf Verbrennungsstationen in Krankenhäusern dabei helfen, nach schweren Verbrennungen wieder ihre Gelenke und Muskeln zu bewegen, und auch mit Leuten arbeiten, die Krebs haben, und ihnen dabei helfen, sich so lange wie möglich unabhängig zu bewegen. Außerdem arbeiten sie auch mit Leuten, die an Lungenkrankheiten wie Asthma und Bronchitis leiden, oder bringen Patienten mit Arthritis bei, ihren Schmerz zu kontrollieren und beweglich zu bleiben. Leute mit Frakturen lernen, wie sie mit Schienen und Gips zurechtkommen können und wie man wieder beweglich wird, nachdem der Knochenbruch abgeheilt ist. Patienten mit Bänderrissen lernen auch, wie man eine solche Verletzung in Zukunft vermeiden kann. Überraschenderweise arbeiten Physiotherapeuten manchmal sogar mit Menschen mit psychischen Problemen. Sie helfen den Patienten dabei, aktiv zu bleiben und aus körperlichen Übungen Nutzen für ihre Stimmung und ihre Emotionen zu ziehen. Schließlich bringen sie Menschen nach einem Herzinfarkt bei, wie man mithilfe von körperlichen Übungen einen weiteren Herzinfarkt vermeiden kann.

Blinde oder sehbeeinträchtigte Menschen in vielen Teilen der Welt machen oft eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. Die Voraussetzungen, um an einem Kurs teilnehmen zu können, variieren von Land zu Land. Im deutschsprachigen Raum gibt es bisher überhaupt keine einheitliche Regelung zur Physiotherapieausbildung, aber in Österreich und in der Schweiz versucht man, die Ausbildung auf die Hochschulebene zu verlagern. In Österreich bieten zurzeit 16 Physiotherapieakademien eine jeweils dreijährige theoretische und sehr praxisbezogene Ausbildung an. Es gibt keine einheitlichen Aufnahmeverfahren und auch die Ausbildung selbst ist nicht einheitlich geregelt. Das soll sich jedoch nun ändern. Es gibt auch keine speziellen Kurse, die an die spezifischen Bedürfnisse blinder und sehbeeinträchtigter Studentinnen und Studenten angepasst sind, sie können sich bei jeder Akademie bewerben, die dieses Programm anbietet. Es gibt jedoch Institutionen, die blinden und sehbeeinträchtigten Menschen bei ihrer Karriereplanung helfen und sie dabei unterstützen.

Sehr wenige Berufe bieten heute eine so große Spezialisierungsvielfalt und so viele Karrieremöglichkeiten wie die Krankenpflege, und doch erfordert dieser Bereich schwere Arbeit und großes Engagement. Worauf sich eine diplomierte Krankenschwester bzw. ein diplomierter Krankenpfleger konzentriert, ist der Patient, dessen gesundheitlicher Zustand nicht alleine im Mittelpunkt des Interesses steht. So geht es auch um die Bedürfnisse und die Sorgen, die dieser hervorruft, und um den Druck, der auf Familie und Freunden lastet. Der Arbeitsplatz kann sowohl auf einer Station in einem Krankenhaus als auch in einer Ambulanz sein. Bereiche, in denen man sich spezialisieren kann, gibt es einige: Intensivmedizin, operative Medizin, Rekonvaleszenz, Krebstherapie, Altenpflege, Heimpflege oder ein lokales Ärztezentrum, um nur einige Beispiele zu nennen. Was die Krankenpflege zu einer solchen Herausforderung macht, sind die vielfältigen Situationen, auf die man reagieren muss. Die Patienten, mit denen man arbeitet, sind alt oder jung und leiden an chronischen oder akuten Krankheiten und Verletzungen. Krankenschwestern bzw. Krankenpfleger arbeiten in einem Team mit Ärzten, Physiotherapeuten, Anästhesisten, Apothekern, Diätassistenten und anderen. Die Krankenpflege ist eine anspruchsvolle Aufgabe mit viel Verantwortung. Im Gegenzug dafür weiß man aber, dass man wirklich etwas für die Menschen machen kann, dass ihr Leiden lindern und ihre Gesundheit fördern kann.

Pflegeausbildung für blinde Studentin

Maria Rösinger ist seit ihrer Geburt blind. Sie hat immer davon geträumt, eine Krankenschwester zu werden, und nun erhält sie ihre Chance. Mithilfe des Nationalen Blindenverbands gelang es, ihr in der Schwesternschule des Allgemeinen Krankenhauses in Wien einen Ausbildungsplatz zu verschaffen.

Markus Maurer, Präsident des NBV, hofft, dass Frau Rösinger auch andere junge blinde Männer und Frauen dazu inspiriert, in die Krankenpflege zu gehen Der NBV half Frau Rösinger, indem er Informationen darüber zur Verfügung stellte, wie andere blinde Personen mithilfe alternativer Maßnahmen und Techniken ihr Medizinstudium oder ihre Schwesternausbildung absolvierten. Die Schwesternschule sah sich die Berichte an und nahm Frau Rösinger auf. Sie begann ihre Ausbildung im Januar 2005. Maria hat bereits ein Kurzstudium in Biologie an der Universität Wien hinter sich. Obwohl die Universität versuchte, sie aufgrund ihrer Sehbehinderung von diesem Studium abzuhalten, bewies Maria, dass sie nicht nur einfach erfolgreich war; sie schloss das Studium sogar mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Nun verfolgt sie ihren Traum, Krankenschwester zu werden. "Krankenschwester zu werden, ist mein Lebenstraum, und ich habe sehr hart gearbeitet, um so weit zu kommen!", sagte Maria Rösinger. "In der Schule habe ich absichtlich schwierige Fächer belegt und immer wieder freiwillig im Krankenhaus gearbeitet. Ich bin zuversichtlich, dass ich Erfolg haben werde und ich danke der Schwesternschule dafür, dass ich diese Gelegenheit erhalte."

Die Wiener Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege sind dezentral organisiert. Sie sind verschiedenen Wiener Krankenhäusern und Therapiezentren angeschlossen und haben die Schwerpunkte Allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege, Kinder- und Jugendlichenpflege sowie psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege. Somit ist neben der theoretischen Ausbildung eine äußerst praxisnahe Ausbildung direkt im jeweiligen Krankenhaus gewährleistet; dabei wird auf einen ausgeglichenen Wechsel zwischen Theorie und Praxis geachtet.

Der aktuelle Lehr- und Unterrichtsplan bietet ein insgesamt dreijähriges Programm mit 2.000 Stunden theoretischer Ausbildung in unterschiedlichen Fächern und mehr als 2.400 Stunden praktischer Ausbildung an. Prüfungen werden mündlich, schriftlich und in der Form von Projektarbeiten abgenommen. Die Ausbildung schließt mit der Diplomprüfung ab, die aus der schriftlichen und mündlichen Diplomprüfung sowie der schriftlichen Fachbereichsarbeit besteht. Absolventinnen und Absolventen dürfen nach der Ausbildung den Titel 'Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester' bzw. 'Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger' führen. Während ihrer Ausbildung erhalten die Studentinnen und Studenten ein monatliches Taschengeld von bis zu 400 Euro, eine Nachtdienstentschädigung und Verpflegungsgeld. Zugangsvoraussetzungen: Bitte kontaktieren Sie die Wiener Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege.